Sylt ist mit ca. 100 Quadratkilometern die größte Nordfriesische Insel und gehört zum Nationalpark „Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer“, welches im Kreis Nordfriesland liegt. Sie hat eine Nord- und Südausrichtung mit einem 40km langen Weststrand und wird begrenzt von dem Wattenmeer. Eine Küste hat mehrere Definitionen, aber grundsätzlich lässt sich sagen, dass man für eine Küste Wasser, Luft und Land benötigt. Die Küstenlinie und Gestalt der Küste Sylts wird bestimmt durch das Aussetzen der Insel mit klimatologischen und geologischen Parametern und diese wurde über Jahrtausende verändert. Die Abbildungen 1 und 2 beschreiben den Prozess, wie sich die Form der Insel Sylt über Jahrtausende verändert hat. Die Westküste Sylts ist durch ihre Lage und Gestalt den Gezeiten besonders stark ausgesetzt. Sie ist eine typische Rückgangsküste. Dies ist auch der Abbildung 3 zu entnehmen. Die Strömung trifft frontal ohne Schutz auf die Insel und verläuft dann in Nord- und Südrichtung. Hier fehlt im Vergleich zu den anderen nordfriesischen Inseln eine natürliche Barriere gegen die Wasserkraft der Nordsee. Die anderen Inseln haben einen Flachwasserbereich und sind mit Sandbanken durchzogen. Die Wellen laufen sich an einem breiten Strand tot. Der Meeresboden vor Sylt ist allerdings tiefer und steigt erst kurz vor der Insel steil an. Somit bricht das Meer ungehindert auf die Küste und reißt dabei Sandmassen mit sich. (Aufmkolk: 2012). Der Küstenrückgang wird durch die Erosion der Insel durch einen wellenerzeugender Energiefluss in der Brandungszone erzeugt. Sturmfluten spülen mit jedem Sturm Sand von der Insel Sylt mit ins Meer. Ohne Gegenmaßnahmen würde die Insel ein bis eineinhalb Meter pro Jahr (Stelljes:2007) schrumpfen. Dieser Prozess der Küstenerosion kann verzögert -aber nicht aufgehalten- werden. Der Mensch entdeckte die Insel als Tourismusziel und seitdem spielen Küstenschutzmaßnahmen eine erhebliche Rolle. Demnach prägt die Vorstellung der Touristen von der Natur der Insel die ökologische Entwicklung Sylts (Stelljes: 2007). Den Küstenschutz weiterzuentwickeln hat aber nicht nur Vorteile für die Insel Sylt, sondern auch für das Festland, denn Sylt hat eine Wellenbrecherfunktion, denn die Wassermassen der Nordsee werden an der Insel abgebremst (Aufmkolk:2012). Seit der schweren Sturmflut 1962 wird von der Bundesregierung einen „Generalplan Küstenschutz“ entworfen. Sylt bekommt einen eigenen Fachplan, der sich nur mit den Küstenschutzmaßnahmen von Sylt befasst. Die Küstenschutzmaßnahmen werde ich im Folgenden vorstellen und explizit die Sandaufspülung als die bisher effektivste Maßnahme näher beschreiben.
2. Küstenschutz 2.1. Allgemeines
Küstenschutz dient als Schutz von Menschen und Sachwerten. Es soll die Küste vor den „Angriffen des Meeres“ geschützt werden. Das Meer an sich ist generell nicht zerstörerisch, sondern die geophysikalischen Mechanismen werden zur Bedrohung für die Küste und das dahinter liegende Land. Man unterscheidet zwei Arten des Küstenschutzes, zum einen den Hochwasserschutz, welcher akute Maßnahmen darstellen und Erosionsschutz welche als chronische Maßnahmen wirksam sind. Der Küstenschutz ist von unterschiedlichen gesellschaftlichen Interessen geprägt. Während die Naturschützer für die Dynamik im Wattenmeer plädieren, um auch seltene Tierarten schützen zu wollen, während die Küstenschützer dies nicht zulassen wollen (Stelljes: 2007). Zuständig für den Küstenschutz in Schleswig-Holstein ist der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holsteins. Zu dem Hochwasserschutz zählen Deiche und Dachwerke, die ich aber nicht näher erläutern werde. Zum Erosionsschutz zählen Maßnahmen die ich im Folgenden näher beschreiben werde.
2.2 Zäune aus Reißig/ Sandfangzäune
Sandfangzäune wurden 1864 als erste Küstenschutzmaßnahme eingeführt, um die Küstenerosion aufzuhalten. Diese Maßnahme wird auch noch bis heute durchgeführt. Es wird eine Vordüne durch Reißigzäune aufgebaut. Auf diesen Vordünen wird zu dem Erhalt der Düne zusätzlich noch Strandhafer gepflanzt um ihr Stabilität zu geben. Hiermit wird die Windgeschwindigkeit herabgesetzt und soll so Sand im Lee anreichern. Diese Maßnahme ist zwar preiswert, allerdings lassen sich damit die Sedimentverluste nicht ausgleichen sondern nur die Stranderosion wird gehemmt.
2.3 Buhnen
Seit 1867, also 3 Jahre später, wurden Buhnen als Küstenschutzmaßnahme festgelegt. Dies sind Querwerke, die senkrecht zum Strand in das Wasser hineinreichen, um den Sedimenttransport aufzuhalten (Stelljes:2007). Als erste Generation der Buhnen versuchte man sich an einer Doppelreihe aus Holzpfählen mit dazwischen geschichteten Findlingen. Früh war man sich nicht sicher (damals das Wasserbauamt in Husum), ob diese Maßnahme als effektiv zur Sicherung des Strandes betrachtet werden könnte. Trotzdem führte man ab 1927 die 2. Generation von Buhnen als Maßnahme ein. Diese bestanden nicht mehr aus Holz, sondern Eisen, was sich allerdings als völlig ungeeignet herausstellte. Eisen beginnt bekanntlich zu rosten und hatte schnell zu scharfen Metallkanten geführt, was die Touristen gefährdete. Nach dem 2. Weltkrieg führte man dann Betonbuhnen ein, welche man auf Abbildung 5 erkennen kann. Jedoch sind auch diese mit Mängeln versehen, denn nach Jahren hat sich der Beton abgetragen und die Stahlarmierung treten hervor und auch das für die Touristen schnell ein Gefährdungspotential darstellt. Noch heute findet man am Strand von Sylt Warnschilder zu verschütteten bzw. abgetragenen Buhnen. 1957 wurde bescheinigt, dass der Uferrückgang durch diese Maßnahme des Buhnenbaus nicht vermindert werden konnte (Stelljes: 2007).
2.4 Tetrapoden
Um längerfristig die Ufermauer zu schützen wurden 1960 erstmalig in Westerland auf Sylt Tetrapoden zum Küstenschutz eingesetzt. Das sind 6 Tonnen schwere Vierfüßler aus Beton, die sich gegenseitig verhaken und sie sollten die Brandung allmählich abbremsen. In Hörnum wurde 1967 ein 270m langes Tetrapodenquerwerk vom Strand ins Meer gebaut um den Küstenrückgang zu verhindern. Um die darauf auftretende Leererosion zu begegnen baute man ein Längswerk aus Tetrapoden. Das Problem bei Tetrapoden wird schnell deutlich, denn zwischen den ihnen kommt es bei Sturmfluten zu Strömungen und Turbulenzen im Wasser und so werden die Tetrapoden vom Meer unterspült und somit der Untergrund ausgehölt. Somit wurde meist noch mehr Sand abgetragen als ohne die Maßnahme, weil wie bereits geschrieben noch mehr Sand vor und hinter den Tetrapoden abgetragen wird und sie somit nach und nach die Betonteile im Sand versacken, was man auch in Abbildung 7 gut erkennen kann. Nun versucht man seit kürzerer Zeit die Tetrapoden entweder als Wellenbrecher im Wasser zu verwenden, hieraus ergibt sich allerdings eine kostspielige Angelegenheit, denn einfach so in das Wasser schmeißen kann man die 6 Tonnen schwere Kolosse nicht, denn auch hier hätte man das Problem dass sie im Meer im Sand versacken würden. Demnach baut man eine Konstruktion aus einem Sandbett worauf eine Art Vlies als Geotextil aufgeschichtet wird. Erst darauf können die Tetrapoden in eine stabile Lage gebracht werden. Eine andere Alternative die 2005 gestartet wurde ist das man die nicht verwendbaren Tetrapoden nach Helgoland verschifft, da in Helgoland diese eine sinnvolle Küstenschutzmaßnahme darstellen. In Helgoland gibt es nicht solche Sandstrände wie es auf Sylt vorzufinden ist, demnach können hier die bereits erwähnten Leererosionen nicht mehr abtragen als ohne Tetrapoden.
2.5 Sandvorspülungen
Die erste dokumentierte Sandvorspülung auf der Welt gab es schon 1922 in den USA. Seit 1972 gibt es diese auch in Sylt und wird seitdem jährlich durchgeführt. Seit 1972 bis Ende 2013 wurden 43,2 Millionen qm³ Sand hierfür verwendet und es entstanden Kosten in Höhe von 189 Millionen Euro die zu 70% aus Bundesmitteln und zu 30% vom Bundesland Schleswig- Holsteins bezogen wurden. Die Kosten für 2014 liegen bei 6,7 Millionen Euro. Man unterscheidet zwei Maßnahmen wobei hauptsächlich die Strandaufspülungen in Sylt eine Rolle spielen.
Zum einen gibt es Vorlandaufspülungen bei der als Wellenbrecher Sand vor der Küstenlinie entweder in Form von dem Drop- Verfahren abgeladen wird – hier wird in Schiff eine Bodenklappe geöffnet und man transportiert den Sand demnach an eine Stelle- , wobei hier der Nachteil der Abhängigkeit von der Wassertiefe entsteht, oder dem Rainbowverfahren bei dem Sand in einer Fontaine auf die Stelle verteilt wird. In Abbildung neun kann man den Unterschied nachverfolgen.
Zum anderen gibt es die Strandaufspülungen die in Sylt von großer Bedeutung sind. Hier wird von einem Spülschiff, welches den Namen Thorr trägt, Sand aufgenommen und durch Schwimmleitungen am Strand aufgeschüttet. Dieser Vorgang wird im folgenden Abschnitt näher beschrieben. Zunächst sind die Verantwortlichen zu nennen, welche wieder der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holsteins ist. Das verwendete Spülschiff – Hoppebagger- mit dem Namen
Thorr stammt von der Dänischen Firma Nielsen A/S und die Spühlrohre werden zur Verfügung gestellt und Planierarbeiten durchgeführt von der Firma Christiansen aus Sylt. Jedes Jahr im Herbst wird auf Sylt eine Bestandsaufnahe durchgeführt. Hierfür werden Strandaufnahmen angefertigt. Es wird durch das Auswerten von Luftbildern und Vorstrandsituationen den Küstenrückgang des Jahres berechnet, indem die Ergebnisse mit einem Referenzzustand von 1992 verglichen werden. Im Frühjahr dann wird das Ausmaß der Maßnahme vom Ministerium festgelegt, nachdem anhand des Dünenabbruchmodells der erwartete Küstenrückgang nach schweren Sturmfluten berechnet wird.
Der Hoppebagger saugt an einer festgelegten Stelle 7-12km vor Sylt ein Wasser- Sand- Gemisch, welches zu 30% aus Wasser und 70% aus Sand besteht, in seinen Laderaum an Board. In Abbildung 10 kann man den Hoppebagger in Hintergrund ausmachen. Es braucht in etwa eine Stunde bis der Laderaum gefüllt ist mit 2000- 2500qm³ Sand. Dann fährt das Spülschiff in Richtung Küste und ankert kurz vor dem Aufspülgebiet. Hierbei nimmt es 1200m vor der Küste das Schwimmende der Spülleitung mit. Der Hoppebagger fährt sechsmal am Tag sechs Monate lang zwischen den Positionen entlang. Das Sand- Wasser- Gemisch wird nun über Rohrleitungen an Land gepumpt. Dieser Vorgang benötigt eine Stunde bis der Sand aus dem Laderaum abgepumpt wurde. Als letzten Schritt muss nun mit Hilfe von Planiergeräten der Sand ins Profil gebracht werden und die Neigung zum Meer beschrieben werden. Wichtig ist hierbei, dass sich ein Gleichgewichtsprofil einstellt (Stelljes: 2007). Hierbei soll das Aufspülmaterial eine ähnliche oder gleichgroße Sandkorngröße haben. Denn ist das Material zu groß, das heißt gröberer Sand, dann kommt es zu einem steileren Unterwasserprofil; ist es zu klein, d.h zu fein haben wir ein flacheres Profil und dies erfordert mehr Strand und demanch auch mehr Sand. Bei beiden Optionen würde es sonst stärkeren Materialbewegungen und somit zu verstärktem Materialverlust über die Strandlängsbewegung kommen. Demnach wären dann die ganzen Maßnahmen kontraproduktiv.
Im Jahr 2015 gibt es 8 Stellen in Sylt die dieses Jahr mit Sand aufgeschüttet werden müssen und zwar in Hörnum, Kampen, Rentum, List und im Westerland (hier wird aucch gestartet). Eine perfekte Lösung zum Thema Küstenschutz sind auch die Sandaufspülungen nicht bieten aber bisher die beste Alternative zu den Bereits versuchten Alternativen.
2. Literaturverzeichnis Internet
Aufmkolk Tobias (2012). Küstenschutz auf Sylt.<http://www.planet-wissen.de/laender_leute/nordsee/sylt/kuestenschutz.jsp>
Golde Inga (2015). NaturNah: Sand für Sylt. <https://www.ndr.de/fernsehen/epg/import/NaturNah-Sand-fuer-Sylt,sendung343074.html>, 13.05.2015
Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (2014). Sandaufspülungen 2014. <http://www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/LKN/_documents/pdf/Sandaufspuelungen.pdf?__blob=publicationFile&v=1>, 13.05.2015
Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (2015). Wir schützen Schleswig-Holsteins Küsten. <http://www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/LKN/_documents/pdf/lkn_Broschuere.pdf?__blob=publicationFile&v=2>,13.05.2015
Lohmann Dieter (2014). Strand. <http://www.scinexx.de/inc/artikel_drucken.php?f_id=136&a_flag=2>,13.05.2015
Stelljes Nico (2007). Sandvorspülungen vor Sylt – Hintergründe einer augenscheinlich konfliktfreien Situation.<://iczm.ecology.uni-kiel.de/servlet/is/12332/Diplomarbeit%20Nico%20Stelljes.pdf?command=downloadContent&filename=Diplomarbeit%20Nico%20Stelljes.pdf>, 13.05.2015
Thomas Peter (2014). Eine Million Kubikmeter Sand retten. In: F.A.Z.. Rolke Wolfgang (2015). Sandvorspülungen 2015 auf Sylt bringen 1.75 Mio. m3 neuen Sand. <http://www.sylt-tv.com/sandvorspuelung-sylt-231864.html>, 13.05.2015