Einleitung
Fremdinvestitionen in Indien: Herausforderungen, Chancen und Aussichten aus deutscher Perspektive
Warum deutsche Firmen aus Heilbronn-Franken in Indien investieren. Und warum nicht. 1 Einleitung “Today India is changing and is becoming a land of opportunities. The pace at which India is growing, I can say with confidence that it will remain so for decades to come. India remains one of the top three investment destinations even in recessionary conditions and we are determined to maintain that position.”
Anand Sharma (Ernst & Young, 2010, S. III)
Die Republik Indien, welche im wirtschaftlichen Kontext oft als “Elefant“ (Quer, Claver, & Rienda, 2010, S. 154) bezeichnet wird, ist ein Land der Komplexität und Vielfalt in Kultur, Sprache, Geografie und Religion (Wamser, Sürken, 2005). Während der vergangenen zwei Jahrzehnte hat sich Indien zu einer der führenden und interessantesten Wirtschaftsmacht der Welt entwickelt und das mit Wachstumsraten des indischen Bruttoinlandsprodukts von bis zu 7,5 Prozent im Jahr 2011. Für die nächsten 20 Jahre prognostizieren Experten dem indischen Markt Wachstumsraten von mindestens fünf Prozent – mehr als für jede andere Wirtschaft (Krishnamurthy, Koubek, 2006). Darüber hinaus sind Fachleute aus dem Aus- und Inland äußerst zuversichtlich, dass Indien seine Erfolgsgeschichte der letzten beiden Dekaden fortsetzen und sich von einem Entwicklungsland zum „global backoffice“ (Enderwick, 2008) wandeln wird. Nicht zuletzt betont das einleitende Zitat von Anand Sharma vom Ministerium für Handel und Industrie erneut Indiens großes Selbstvertrauen in die Stärken und Fähigkeiten des Landes. Ohne Zweifel ist Indien auf dem Weg zu einer Weltmacht, Seite an Seite mit China, dem „Tiger“ (The Economist, 2005). Angesichts der zunehmenden Bedeutung Indiens soll die vorliegende Studie heutige und zukünftige Chancen und Herausforderungen für Investoren beleuchten und dabei stets die deutsche Perspektive betonen, nämlich die der innovativen und wirtschaftsstarken Region Heilbronn-Franken. Mit einer überdurchschnittlichen Zahl an Weltmarktführern zählt die Wirtschaftsregion zu den erfolgreichsten Regionen in
Angewandte Methodik
Deutschland. Zudem soll die Untersuchung nicht nur eine aktuelle Bewertung des Investitionsklimas vor Ort erreichen, sondern auch Motive für oder gegen eine Fremdinvestition in Indien herausarbeiten und klären, warum manche bereits den Schritt nach Indien wagen und warum viele zögern. Schließlich prüft die Studie, inwieweit eine Vergleichbarkeit der gewonnen Daten mit anderen Quellen zu dieser Thematik gegeben ist. 2 Angewandte Methodik
Die hier angewandte Forschungsmethode unterteilt sich in zwei methodisch verschiedene jedoch thematisch zusammenhängende Bereiche: qualitative und quantitative Verfahren. Im Folgenden werden diese unter Beachtung der Forschungsfragen dargelegt und erläutert, bevor im dritten Kapitel dann die Ergebnisse diskutiert und verknüpft werden. Die qualitativen Primärdaten gehen auf insgesamt drei Interviews zurück, die im Rahmen der genannten Untersuchung realisiert wurden. Die Interviewpartner sind Vertreter zweier namhaften Unternehmen der Region Heilbronn-Franken sowie eines Automobilzulieferers aus der Wirtschaftsregion Schwarzwald-Baar-Heuberg. Alle drei teilen ein Charakteristikum, nämlich eine hundertprozentige Tochtergesellschaft auf dem indischen Subkontinent als Ergebnis einer Fremdinvestition vor Ort. Mit Blick auf die Forschungsfragen wurde im Vorfeld eine Dreiteilung der Struktur festgelegt. Während ein allgemeiner Teil das Unternehmen selbst beleuchtet, geht der spezielle Teil auf Fragen hinsichtlich der Geschäftsaktivitäten in Indien ein und zeigt die Erfahrungen der Unternehmen auf dem indischen Markt. Zudem werden auf die Gründe für die Fremdinvestition eingegangen, bevor schließlich eine Bewertung der heutigen und zukünftigen Rahmenbedingungen durch die Unternehmensvertreter folgt. Der abschließende Teil gibt Auskunft darüber, wie die Unternehmen ihre Entscheidung für eine Investition in Indien aus heutiger Sicht beurteilen. In einem zweiten Schritt wurde, basierend auf Sekundärliteratur und den Ergebnissen des qualitativen Verfahrens, ein Fragebogen für eine Onlineumfrage entworfen, den insgesamt 31 Unternehmen beantworteten. Daraus resultiert der Datensatz für den quantitativen Bereich. Der Fragebogen ähnelt in seiner Struktur der Herangehensweise im qualitativen Teil und verwendet neben single und multiple choice Fragen bevorzugt die Bewertung von Aussagen mit einer Skala von 1-5 (1=stimme voll und ganz zu, 5=stimme überhaupt nicht zu). Auch im quantitativen
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Verfahren liegt das Hauptaugenmerk auf dem speziellen Teil, in dem vor allem die heutigen und zukünftigen Chancen und Herausforderungen bewertet werden sollen. Abschließend folgen die Frage nach Faktoren, die zum jetzigen Zeitpunkt gegen eine Investition sprechen, und auch eine finale Einschätzung der zukünftigen Bedeutung Indiens in Bezug auf die befragte Organisation. Folglich überschneiden sich die Forschungsfragen mit dem qualitativen Teil und werden um denjenigen Aspekt erweitert, welcher bereits im Untertitel der Studie anklingt: Warum deutsche Firmen aus Heilbronn-Franken in Indien investieren. Und warum nicht. Die erwähnten 31 Teilnehmer an der Onlineumfrage beziehen sich auf Empfänger des Newsletters der IHK Heilbronn-Franken sowie auf Unternehmen, die in der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken ansässig sind. Erstere können nicht weiter charakterisiert werden, da eine Rückverfolgung im Zuge der Onlineauswertung nicht möglich ist. Letztere hingegen haben zwei gemeinsame Eigenschaften, deren Auswahl den Pool geeigneter Unternehmen für die Studie begrenzt, jedoch gleichzeitig die nötige Fokussierung ermöglicht. So sind diese Firmen in der Region vertreten und haben mit dem indischen Markt bereits Export- und Importaktivitäten bzw. Geschäftskontakte etabliert. Dennoch sind diese Unternehmen bisher zurückhaltend hinsichtlich einer Fremdinvestition und verfügen über keine eigenen Tochtergesellschaften auf dem Subkontinent. Schließlich soll kurz auf die Auswertungsmethode eingegangen werden. Während die qualitativen Daten in Form von Interviewprotokollen und Zusammenfassungen aufbereitet wurden, nutzte die Autorin die statistische Software SPSS zur Analyse der quantitativen Daten. In diesem Zusammenhang fanden deskriptive Auswertungen Anwendung, deren Ergebnisse im nachfolgenden Kapitel dargestellt werden.
Ergebnisse der Studie
3
Ergebnisse der Studie
Innerhalb dieses Kapitels werden die wichtigsten und interessantesten Ergebnisse der Studie dargelegt und diskutiert. Ziel ist es, die Haupteinflussfaktoren einer Fremdinvestitionsentscheidung herauszuarbeiten und qualitative sowie quantitative Daten mit Erkenntnissen der Literatur zu verknüpfen. 3.1 Indiens heutige Chancen und Herausforderungen
Mittelwert Standardabweichung
Indiens heutige Chancen und Herausforderungen
1. 2. 3. 1. 2.
Der indische Markt bietet ein hohes Marktwachstum. Der indische Markt bietet ein attraktives Marktvolumen. Der indische Markt bietet ein niedriges Lohnniveau. Indien verfügt über eine unzureichende Infrastruktur. Die Bürokratie ist ein Problem des indischen Marktes.
1.77 2.00 2.06 2.00 2.03
.728 .910 .854 .788 .981
Auszüge aus der Ergebnisübersicht, quantitativer Teil
Die Teilnehmer der Studie sehen die wichtigsten und einflussreichsten Chancen für potentielle Investoren in Indiens herausragendem Marktwachstum. Mit einem Mittelwert von 1,77 führt diese Rahmenbedingung die Liste der heutigen Chancen auf dem indischen Markt an, dicht gefolgt von Indiens attraktivem Markvolumen (Mittwelwert 2,00) und des niedrigen Lohnniveaus (Mittelwert 2,06). Diese drei Standortfaktoren Unterstützt wird scheinen diese demnach auszuüben Annahme den bzw. durch größten diese eine Einfluss positiv zu auf heutige niedrige Investitionsentscheidungen beeinflussen.
vergleichsweise
Standardabweichung von unter 1,0, d. h. eine relative einheitliche Evaluierung, aber auch durch die Resultate der qualitativen Untersuchung. Alle der drei befragten Unternehmensvertreter betonen Indiens überragendes Marktwachstum und bestätigen die Bedeutung dieses Faktors für die Investitionsentscheidung. Ähnlich ist dies im Falle des attraktiven Marktvolumens, welches ebenfalls positiv im Rahmen der qualitativen Befragung erwähnt wird. Insbesondere im Hinblick auf Indiens wachsende und konsumfreudige Mittelschicht entsteht außerordentliche und nicht zu vernachlässigende Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen (The New York Times, 2003). Aber auch das niedrige Lohnniveau wird als positiver Faktor genannt
Ergebnisse der Studie
und Indiens Angebot an Fachkräften und ungelernten Arbeitskräften ist nicht zu verleugnen (HR Today, 2008). Hier klingt bereits die Verknüpfung zur aktuellen und thematisch verwandten Literatur an, die die Annahmen der drei Haupteinflussfaktoren unterstützt. Diverse literarische Quellen wie beispielsweise Germany Trade &Invest, 2010a, The Nielsen Company, 2008, oder die Deutsch-Indische Handelskammer, 2011 zählen die erläuterten Faktoren zu Indiens Stärken und bestätigen, dass Indiens Marktwachstum, sein Marktvolumen und das niedrige Lohnniveau zu den wichtigsten und einflussreichsten Determinanten einer Investition zählen. Die quantitative Evaluierung durch die Unternehmen in der Region Heilbronn-Franken deckt sich daher nicht nur mit den Ergebnissen der qualitativen Daten, sondern ist durchaus mit der gängigen Meinung der Literatur vergleichbar. Auf die weniger einflussreichen Faktoren soll an dieser Stelle lediglich kurz und in zusammenfassender Form eingegangen werden. Hervorzuheben ist hier die vierte Annahme, die impliziert, dass Indien strategische Vorteile durch seine geografische Lage aufweist. Der Mittelwert von 2,54 ist vergleichsweise hoch und drückt dadurch eine Tendenz der Befragten aus, die Aussage eher teilweise zu bestätigen. Noch deutlicher ist dies bei der fünften Aussage, die annimmt, eine Vertretung auf dem indischen Markt würde globale Wettbewerbsvorteile bieten. Der Mittelwert von 2,82 ist hoch, die Standardabweichung mit 0,723 jedoch relativ niedrig, was nahe legt, dass die Unternehmen recht einheitlich antworten und dem Faktor einen geringeren Einfluss auf die Investitionsentscheidung beimessen als den ersten drei Größen. Nichtsdestotrotz bestätigen zwei Interviewpartner die Wichtigkeit lokaler Vertretungen als Voraussetzung für eine erfolgreiche und wettbewerbsfähige Marktposition. Erst durch die Tochtergesellschaften in Indien konnte die nötige Zufriedenheit der dortigen Kunden erreicht und die Wettbewerbsfähigkeit durch z. B. niedrigere Löhne und höheren Umsatz verbessert werden. Ferner lobt die Literatur Indiens Reformbemühungen seit den 1990er Jahren, die u. a. zum Ziel hat, die Wirtschaftsmacht noch stärker in die globale Wirtschaft zu integrieren (German Centre for Industry and Trade, 2011) und Investoren aus aller Welt ein ansprechendes Investitionsklima zu bieten. Folglich kann Indien durchaus strategische Vorteile bieten, wie etwa durch seine geografische Nähe zur Wirtschaftsmacht China, und mithilfe einer lokalen Vertretung zur besseren
Ergebnisse der Studie
Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen führen, da günstige Standortbedingungen genutzt werden können. Den verbleibenden Faktoren wurden im Vergleich zu den erläuterten einen noch geringeren Regierung Einfluss für zugesprochen. Mit anderen aus Worten Sicht der Indiens geringe die Grundstückskosten, die Mitarbeiterqualifikation oder Anreizsysteme der indischen Investitionen beeinflussen Befragten Investitionsentscheidung in einem deutlich geringeren Maße als die bereits erläuterten Haupteinflussfaktoren. Neben den dargelegten positiven Einflussfaktoren einer Investitionsentscheidung bieten sich den ausländischen Investoren negative Standortfaktoren, die häufig einen ebenso nachteiligen Einfluss auf die Entscheidungsfindung ausüben. So zählen nach Meinung der Befragten vor allem die marode Infrastruktur und die indische Bürokratie zu den größten Herausforderungen für Investoren. Mit anderen Worten, diese Hürden haben einen nicht unwesentlichen negativen Einfluss auf die Investitionsentscheidung der Firmen in Heilbronn-Franken. Vergleichbar sind auch die jeweiligen Bewertungen der Firmen, die sich in Mittelwerten von 2,00 und 2,03 für Infrastrukturprobleme und Bürokratielasten ausdrücken. Die Standardabweichung von unter 1.0 für beide Faktoren macht eine relative Einheitlichkeit der Antworten deutlich und stützt die Argumente. Ebenso ist dies der Fall mit Blick auf die qualitativen Primärdaten, da alle der drei Unternehmensvertreter sowohl die schlechte Infrastruktur als auch die hohe Bürokratielast als Hemmnisse für Geschäftsaktivitäten auf dem indischen Markt bezeichnen. Weitere Unterstützung für die beiden Haupteinflussfaktoren wird durch einen Querverweis zur Literatur erreicht, und von z. B. der Quelle Deutsche Bank Research (2006) bestätigt. Entsprechend zählt Indiens unzureichende Infrastruktur zu den großen Schwächen der Republik und das gleich in mehreren Bereichen wie Straßen, Häfen, Wasserund Energieversorgung und Flughäfen. Und trotz zahlreicher Infrastrukturprojekte, welche von der indischen Regierung initiiert wurden, dürften auf mittlere Sicht wohl keine gewaltigen Verbesserungen zu erwarten sein (Germany Trade &Invest, 2010). Gleichermaßen rechnet auch die Literatur Indiens Bürokratie zu denjenigen Schwächen, die Investoren entmutigen und Prozesszeiten verlängern. Zudem ist die Effizienz der indischen Regierung recht niedrig und unterschiedliche Regulierungen in jedem der 29 indischen Bundesstaaten machen es beinahe unmöglich, Details der
Ergebnisse der Studie
Bürokratie zu verstehen und den Überblick zu wahren (Panagaryia, 2001; German Centre for Industry and Trade, 2011). Die drei in der Liste nachfolgenden Herausforderungen sind eng verwandt zu den beiden negativen Haupteinflussfaktoren: hohe Zölle und Steuern, lange Transportzeiten und –kosten, sowie Korruption. Mit vergleichbaren Mittelwerten von zwischen 2,12 und 2,33 ist allein die Standardabweichung von 1,085 für den Faktor Steuern und Zölle auffällig und zeugt von recht verschiedenen Ansichten der Befragten. Hier dient die Literatur als ein möglicher Erklärungsansatz, da z. B. die Quelle German Centre for Industry and Trade, 2011 auf die Existenz von sogenannten Special Economic Zones hinweist, welche Investoren Steuernachlässe bieten, um Fremdinvestitionen anzuregen. Dies führt zu Unterschieden im Investitionsklima in Indien, d. h. in einer Region können klare Steuervergünstigungen existieren, während in anderen Teilen des Landes eine hohe Steuerlast die Geschäftsaktivitäten hemmt. Auf diese Weise kann die hohe Abweichung unter den Meinungen der Befragten entstehen. Die Einflussgrößen Korruption und Transportzeiten- und kosten können hingegen in den Kontext der beiden Haupteinflussfaktoren, Infrastruktur und Bürokratie, gesetzt werden. Resultierend aus der maroden Infrastruktur sind Transportzeiten nicht nur länger, sondern folglich auch teurer – ein Kostenaspekt, der laut eines Interviewpartners in die Kostenkalkulation miteinberechnet werden muss. Der Mittelwert von 2,30 drückt hier eher Zustimmung als Ablehnung der Befragten aus und hat folglich als klare hemmende Wirkung auf die Investitionsentscheidung, nicht zuletzt durch ihre Verknüpfung mit der wichtigsten Einflussgröße, der Infrastrukturproblematik. Komplexer ist der Aspekt der Korruption, die in Indien oft als Mittel angesehen wird, um (bürokratische) Prozesse zu beschleunigen (Kaufmann, et al., 2006). Dies führt laut der interviewten Unternehmensvertreter zu Konflikten mit dem Verhaltenskodex der Firma, Korruption und anderes zweifelhaftes Verhalten strikt abzulehnen. Hinzu kommt, dass Korruption, anders als höhere Transportkosten, nicht ebenso einfach in höheren Preisen ausgedrückt werden können. So zählt in den Augen der Autorin der Faktor der Korruption ebenfalls zu einer wichtigen Größe im Rahmen der Fremdinvestitionsentscheidung, nicht zuletzt, da sie einen Bezug zur Bürokratielast aufweist.
Ergebnisse der Studie
Von den verbleibenden Faktoren soll lediglich noch der kulturelle Aspekt näher beleuchtet werden. Bemerkenswert ist dabei, dass die Aussage, kulturelle Unterschiede seien problematisch für ausländische Firmen, einen Mittelwert von 2,63 erreicht und somit die Befragten eher teilweise zustimmen. Diese Folgerung deckt sich mit der Aussage eines Interviewpartners, welcher stets die Wichtigkeit kultureller Offenheit und Toleranz während der Arbeit in Indien betont, um eben diese kulturell bedingten Problematiken zu umgehen. Aus diesem Grund schreibt die Autorin dieser Herausforderung Einfluss zu, allerdings auf einem nicht definierten Level, da jede Unternehmung in anderer Weise auf kulturelle Verschiedenheit eingeht. Weitere negative Einflussgrößen wie beispielsweise hohe Mitarbeiterfluktuation, Fachkräftemangel, hohe Inflation in Indien oder aus auch abweichende keine weitere Produktanforderungen erfahren Bewertungen, welchen
Haupteinflussgröße abgeleitet werden kann. 3.2 Indiens zukünftige Chancen und Herausforderungen
Indiens zukünftige Chancen und Herausforderungen
1.
Der indische Markt wird auch in Zukunft ein hohes Wirtschaftswachstum zeigen. Indien zeigt zukünftig einen erweiterten Markt für Produkte und Dienstleistungen. Indien zeigt in Zukunft eine zunehmende Kaufkraft. Der indische Markt zeigt zukünftig einen höheren Wettbewerb. Der indische Markt zeigt in Zukunft zunehmende Kosten für Grundstücke. Der indische Markt zeigt in Zukunft höhere Lohnkosten.
1.74 1.93 1.97 1.93 2.37 2.43
.575 .583 .615 .691 .884 .728
2.
3. 1. 2.
3.
Auszüge aus der Ergebnisübersicht, quantitativer Teil
Mit Blick auf Indiens Zukunft sagen die Befragten weiterhin hohe Wachstumsraten voraus, verbunden mit einer vielversprechenden Markterweiterung für Produkte und Dienstleistungen. Im gleichen Atemzug wird Indiens wachsende Kaufkraft genannt, die somit zur dritten bemerkenswerten Chance der Zukunft wird. Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass die beiden ersten Haupteinflussfaktoren bezogen auf zukünftige positive Rahmenbedingungen eine Weiterführung der heutigen Chancen darstellt. Mit einem Mittelwert von 1,74 und einer sehr geringen Standardabweichung von 0,575 bestätigen die Befragten auch statistisch die kontinuierlich hohen Wachstumsraten des indischen Marktes. Diese Haupteinflussgröße der heutigen Chancen, also Indiens hohes Marktwachstum, steht ebenfalls statistisch gesehen an erster Stelle. Gleichermaßen verhält es sich mit dem erweiterten Markt für Produkte
Ergebnisse der Studie
und Dienstleistungen, der klar mit dem heutigen, attraktiven Marktvolumen verlinkt ist. Auch in diesem Fall ist die Standardabweichung mit 0,583 niedrig, der Mittelwert von 1,93 drückt im Durchschnitt Zustimmung der Befragten aus. Indiens zunehmende Kaufkraft erfährt eine ähnliche Bewertung (Mittelwert 1,97, Standardabweichung 0,615) und geht zum Großteil auf Indiens wachsende und nachfragestarke Mittelschicht zurück, wie bereits im vorhergehenden Unterkapitel gezeigt wurde. Darüber hinaus ist der Faktor der Kaufkraft eng verknüpft mit den Größen Marktwachstum und Marktvolumen. Diese Annahmen und Ableitungen aus statistischen Daten können definitiv auch durch die qualitativen Primärdaten untermauert werden. Die Aussagen der Unternehmensvertreter reichen von hohen Wachstumsprognosen, über große Absatzmärkte für Produkte und Dienstleistungen, bis hin zu „Quantensprüngen“, deren finale Ausdehnung nicht vorhergesagt werden kann. Betont wird in diesem Zusammenhang vor allem Indiens wirtschaftliche Entwicklung und Wirtschaftsstärke und das auch in Zeiten der globalen Wirtschaftskrise 2008 und 2009. Schließlich stärkt erneut ein Blick auf die Literatur die Bewertungen der Unternehmen in Heilbronn-Franken. Wie auch schon bei Indiens heutigen Chancen offenbaren sich eindeutige Verweise auf die interessante, da nachfragestarke Mittelschicht und auf aktuelle und zukünftige Wachstumsraten (The New York Times, 2003). Die drei genannten Einflussgrößen bezogen auf Indiens Zukunft sind daher wichtige Treiber für eine positive Investitionsentscheidung der in der Region ansässigen Unternehmen. Sie spiegeln eine fast identische Weiterführung der heutigen Chancen bzw. der drei Haupteinflussgrößen wider und bekräftigen die Stärken der indischen Republik. Nichtsdestotrotz verbleiben neben den genannten wichtigsten Aspekten einige, welche an dieser Stelle zusammenfassend erwähnt werden sollen. So ist hier erneut von Indiens strategisch günstiger Lage für den Weltmarkt die Rede, die einen Mittelwert von 2,50 und eine Standardabweichung von 0,800 verzeichnet. Bereits im vorhergehenden Unterkapitel konnte Indiens strategische Bedeutung im Weltmarkt herausgearbeitet werden, welche, verbunden mit den Erkenntnissen der Zukunftsaussichten, wohl weiter zunehmen wird. Auch die mit einem Mittelwert von 2,40 noch besser bewertete Aussage, deutsche Firmen mit einer Vertretung in Indien würden in Zukunft eine hohe Reputation aufweisen, ist mit der ansteigenden Bedeutsamkeit der indischen Wirtschaftsmacht zu verknüpfen. Folglich kann auch
Ergebnisse der Studie
diesen Faktoren eine einflussreiche Rolle im Entscheidungsprozess zugewiesen werden, da gerade Fremdinvestitionen von zukünftigen Entwicklungen im Zielland abhängen. Zuletzt sind drei Aspekte zu nennen, die zwar einen geringeren, jedoch je nach Unternehmen und Strategie eine nicht zu vernachlässigenden Wirkung auf die Investitionsentscheidung ausüben. Hierzu zählen die Vorhersagen einer verbesserten Technologiebasis, einem Anstieg des Fachkräftepools und schließlich die Prognose möglicher Skaleneffekte in der Produktion. Schließlich werden auch werden in Zukunft die und Einfluss die zum daher Investoren Hemmnis bereits Laut mit negativen erfolgreicher während der der befragten
Rahmenbedingungen Geschäftsaktivitäten Investitionsentscheidung
konfrontiert, können nachteiligen
ausüben.
Unternehmen wird zukünftig mit erhöhtem Wettbewerb umzugehen sein, ebenso mit steigenden Kosten für Grundstücke und Arbeitskräfte. Mit einem Mittelwert von 1,93 und einer auffällig niedrigen Standardabweichung von 0,691 steht nach der Evaluierung der Befragten ein erhöhter Wettbewerb auf dem Subkontinent an erster Stelle der Haupteinflussfaktoren. Gestützt wird diese Annahme durch die Quelle United Nations Conference on Trade and Development und dem veröffentlichten World Investment Prospects Survey 2010-2012. Hier steht in Bezug auf Fremdinvestitionensziele Indien an zweiter Stelle hinter China, was zeigt, dass Indien zu den interessantesten und attraktivsten Märkten für eine Investition zählt (UNCTAD, 2010b). Zudem arbeitet die Republik seit Beginn der Liberalisierungsbewegung der 1990er Jahre an seiner Öffnung zum Weltmarkt (OECD, 2009) und an einer noch stärkeren Einbindung in die globalen Wirtschaftsgeschehen und das nicht zuletzt durch den Abbau von Handelsbarrieren und Investitionshemmnissen (Quer, 2010). Somit ist die Verstärkung der Wettbewerbssituation in Indien ein zu beobachtendes Phänomen, welches die Firmen in Heilbronn-Franken entweder von einer Investition abschreckt oder zu schnellem Handeln antreibt – ein Beweis für dessen Einfluss an der Investitionsentscheidung. In diesem Zusammenhang sind die beiden nachfolgenden zukünftigen
Herausforderungen zu erwähnen, nämlich die der zunehmenden Kosten für Grundstücke und Arbeitskräfte mit Mittelwerten von 2,37 bzw. 2,43. Eng verknüpft
Ergebnisse der Studie
mit dem steigenden Wettbewerb vor Ort wird angenommen, dass sich die Nachfrage nach Arbeitskräften und Grundstücken für den Aufbau der Niederlassung ebenfalls erhöhen wird. Laut HR Today (2008) sind sich bereits heute schon viele indische Fachkräfte über diese verstärkte Nachfrage durch die boomende Wirtschaft im Klaren und die von ihnen geforderten Löhne schnellen in die Höhe. Gleichermaßen verhält es sich mit Immobilien- und Bodenpreisen, die durch den anhaltenden Aufschwung sowie hohe Nachfrage aus dem Ausland zu erklären sind. Entsprechend kann der negative Einfluss höhere Kosten auf die Investitionsentscheidung nicht verleugnet oder gar ignoriert werden. Die verbleibenden drei zukünftigen Herausforderungen haben Mittelwerte im Bereich von 2,90 bis 3,17 erreicht, was im Durchschnitt eine partielle Zustimmung der Befragten ausdrückt. Hierzu zählen Faktoren wie die hohe staatliche Kontrolle, soziale Unruhen und Streiks und politische Instabilität des Landes. Hinsichtlich des Einflusses auf die Investitionsentscheidung sieht die Autorin jedoch die Faktoren des erhöhten Wettbewerbs und der Kosten als wichtiger und einflussreicher an und das nicht zuletzt, weil sowohl Literatur als auch der qualitative Datensatz diese Entwicklungen prophezeit. 3.3 Gründe gegen Fremdinvestitionen
Über das Hauptziel hinaus, also die gegenwärtige Bewertung der indischen Rahmenbedingungen, erreichte die Studie eine Übersicht über diejenigen Gründe, die Unternehmen in der Region Heilbronn-Franken bisher bei der Investitionsentscheidung auf dem Subkontinent zögern lassen. Hier dominieren Ursachen wie das Interesse in andere Märkte, fehlende Managementkapazitäten sowie die bereits erläuterten negativen Rahmenbedingungen vor Ort. Bedingt durch die multiplechoice Fragen ergibt sich eine Summe von 250 Prozent, wovon 63 Prozent der Option „Interesse in andere Märkte“ zugeordnet wurden. Dabei lässt sich ein Querverweis zu den beschriebenen negativen Rahmenbedingungen herstellen. Dies führt zu der Vermutung, dass der indische Markt und die Investoren vor Ort noch mit zu bedeutenden Barrieren zu kämpfen haben bzw. diese die Investitionsentscheidung massiv negativ beeinflussen. Immerhin erreichen Indiens nachteilige Rahmenbedingungen 46 Prozent der Antworten und werden so zum Teilgrund für die bisher ausgebliebene Investition. 17 Prozent der Antworten gehen auf fehlende Chancen auf dem indischen Subkontinent
Ergebnisse der Studie
zurück – ebenfalls ein Zeichen für die noch schwierigen Standortbedingungen der Republik. Andere Gründe können auf der internen Ebene einer Unternehmung angesiedelt werden. Die Befragten erklären, dass auch fehlende Managementkapazitäten eine Fremdinvestition beeinflussen bzw. verhindern (46 Prozent). Ähnlich verhält sich die Option der finanziellen Gründe mit 29 Prozent der Antworten und die der unzureichenden Marktkenntnis der Unternehmen und Manager (25 Prozent). Weitere 25 Prozent der Antworten stehen für kulturelle Differenzen, die eine Investitionsentscheidung ebenfalls negativ beeinflussen können. Insgesamt gehen interne und externe Gründe fließend ineinander über, nicht zuletzt, da die Befragten mehrere Antwortmöglichkeiten wählen konnten. Erwähnenswert bleibt der letzte Aspekt der Onlinebefragung, welche die Aussage, Indien würde in Zukunft an Bedeutung gewinnen, bewerten lässt. Mit einem auffällig geringen Mittelwert von 1,18 stimmen die Unternehmensvertreter im Durchschnitt der Aussage zu. So scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis einige der „Hidden Champions“ (Wirtschaftsbild, 2009, S. 16) der Region den Schritt der Fremdinvestition auf dem indischen Subkontinent wagen. Diese Entscheidung ist insbesondere abhängig von den zukünftigen Anstrengungen der indischen Regierung, Investitionen aus dem Ausland zu fördern, Hemmnisse zu verringern und gleichermaßen Chancen zu betonen.
Schlussfolgerung
4
Schlussfolgerung
Der zweite Titel der durchgeführten und hier dargelegten Studie, „Warum deutsche Firmen aus Heilbronn-Franken in Indien investieren. Und warum nicht.“ drückt bereits vorab die Intentionen der Arbeit aus: Nämlich die Beleuchtung der Chancen, Herausforderungen und Aussichten auf dem indischen Markt aus einer sehr fokussierten deutschen Perspektive, der Firmen in Heilbronn-Franken. Inhaltlich stehen die zahlreichen negativen und positiven Einflussfaktoren einer Investitionsentscheidung im Vordergrund. Am Ende erreicht die Studie hinsichtlich der Haupteinflussfaktoren und deren Bewertung ein hohes Maß an Vergleichbarkeit mit der gängigen Literatur. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die innovative und wirtschaftsstarke Region Heilbronn-Franken sich der Chancen und Herausforderungen in Indien bewusst ist und die zunehmende globale Bedeutung der Wirtschaftsmacht in der Region nicht unbeachtet bleibt. Bereits heute stehen viele der regionalen Unternehmen mit Indien in Kontakt und pflegen Geschäftsaktivitäten. Einige Wenige haben die Entscheidung einer Fremdinvestition positiv beantwortet und profitieren heute in zahlreichen Bereichen von ihrer Vertretung vor Ort. Es wird wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis sich weitere Unternehmen für eine Investition entscheiden werden, je nach dem, inwieweit die Republik Indien Chancen betonen und Hemmnisse reduzieren kann. Diese Firmen werden in die Zukunft des Landes investieren, zu seiner Bedeutsamkeit beitragen und im Gegenzug von Indiens enormen Chancen profitieren.
Quellen
5
Quellen
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