Guten Tag, Damen und Herren. Ich danke Ihnen für die Möglichkeit, meine kurze Rede zu halten. Und da wir heute über verschiedene Aspekte des Lebens der Jugendlichen sprechen, möchte ich die Ergebnisse der Forschungen Ihnen vorlegen. Sie zeigen, wie man heute die junge Leute in Deutschland beschreiben kann.
Jede Gesellschaft hat die Jugend, die sie verdient, sagt der Volksmund. Die Gesellschaft, in der wir heute leben, hat eine Jugend, die nicht durch revolutionäre Ideen auffällt und die Großteils auch nicht gegen das so genannte System rebelliert. Die Jugendlichen scheinen sich irgendwie damit abgefunden zu haben, dass alles so laufen muss, wie es eben läuft.
Die heutige Jugend ist für viele irritierend brav und angepasst. Sie denkt pragmatisch und findet nichts dabei, sich auf sich selbst und den eigenen Vorteil zu konzentrieren. Sie blickt ohne große Illusionen in die Zukunft. In ihren prioritären Lebenszielen spiegeln sich menschliche Grundbedürfnisse, nicht Weltbesserungsgeist: ein Bedürfnis nach Zugehörigkeit, ein Bedürfnis nach Anerkennung, ein Bedürfnis nach Selbstverwirklichung und vor allem auch ein tiefes Bedürfnis nach Sicherheit. Die Daten der Forschern sprechen diesbezüglich eine klare Sprache und liefern den Medien immer wieder Stoff für Storys über visionslose Ego-Taktiker, konsumfixierte Jugendkulturjugendliche oder auch „neue Konservative“, die, anstatt die Welt zu ändern, Benimmbücher lesen und in Tanzschulen gehen, um die guten alten Standardtänze zu erlernen. Lässt sich die heutige Jugendgeneration mit derlei Bildern aber wirklich treffend beschreiben?
Hedonismus ist aber nicht das einzige, mit dem sich die Jugend den grauen Alltag versüßt. Da ist noch etwas: die Idee von Selbstverwirklichung. Selbstverwirklichung hat im Wertekosmos der heutigen Jugend einen zentralen Platz. Heute spricht man vielmehr davon, „sein eigenes Ding durchzuziehen“. Worum es dabei geht, ist, das zu machen, wovon man überzeugt ist und wobei man sich wohlfühlt. „Authentisch sein“, das ist die Lebensphilosophie der heutigen Jugendgeneration – und zwar im Sinne von in sich stimmig sein.
Natürlich wollen die Jugendlichen für das, was sie tun und von dem sie überzeugt sind, auch Anerkennung bekommen. Der Weg dazu führt über kompetente Selbstinszenierung in einem sozio-kulturellen Umfeld.
So sind sie also, die heutigen Jugendlichen. Sie suchen nach Sicherheit, Stabilität und Ordnung; sie bekennen sich zum Leistungsprinzip; sie träumen von einem harmonischen Familienleben; sie streben nach einem angenehmen Leben; sie verweigern sich langfristigen Verbindlichkeiten; sie geben sich selbst das Recht, Bezugsgruppen, Lebenseinstellungen und Stile zu wechseln, wie es ihnen beliebt. Nahezu manisch mischen sie sich ihre eigenen Werte- bzw. Orientierungscocktails, die alles Mögliche vereinen. Konservative und „linke“ Werte werden von ihnen dabei nicht in ihrer ursprünglichen Bedeutung verstanden, sondern in einem völlig a-historischen Sinn einfach „vernutzt“. Ohne es zu wollen und vielleicht oft auch ohne es zu wissen, brüskieren sie damit so manchen Erwachsenen.