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Planspiel Tarifvertrag - Essay

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Submitted By larshorn
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Planspiel Tarifvertrag - Essay

Abstract
Die Zahl der Mitglieder der Gewerkschaften hat in den letzten Jahren stark abgenommen. Dennoch haben die Gewerkschaften oft das letzte Wort, wenn es um Tarifverhandlungen geht. Um diese Art von Verhandlungen besser nachvollziehen zu können wurde, im Rahmen des Kurses Sozialsysteme in Europa, ein Planspiel durchgeführt. Im Folgenden soll der Ablauf dieses Planspiels, die gesammelten Eindrücke sowie die eigene Meinung beschrieben werden. Weiter soll erklärt werden welche Schlüsse aus diesem Planspiel gezogen werden konnten und welches Wissen für das Studium übertragen werden konnte. Der Umgang mit Problemen welche innerhalb der Gruppe und persönlich aufgetreten sind, wird dargestellt. Die Rahmbedingungen und Rollenverteilung des Planspiels werden beschrieben. Letztlich soll die Frage geklärt werden, ob das richtige Angebot oder die stärkere Überzeugungskraft zum Ziel während der Verhandlung führt und wie dies in einer Gruppe umgesetzt werden konnte.

Das Planspiel wurde mit Hilfe eines generellen Rahmens für die Verhandlungen eingeleitet. Darin wurden unter anderem das Szenario, Konfliktlinien, Ziele, Ausgangslage, diverse Kennzahlen und der allgemeine Ablauf des Planspiels beschrieben. Anhand dieser Daten musste die Wahl der Rollen getroffen werden. Zur Auswahl stand die Seite der Arbeitgeber, der Gewerkschaft, der Schlichter und die der Presse. Die jeweilige Seite war mit bestimmten Vorgaben und Charakteristika versehen. Die Tarifverhandlung aus der Sicht der Arbeitgeber zu führen erschien mir am interessantesten, da die Medien oft von den Interessen der Arbeitnehmer, mit Vertretung durch die Gewerkschaften, berichten und kaum die Seite der Arbeitgeber beleuchten. Für mich ist es nachvollziehbar welche Forderungen von den Gewerkschaften kommen und mit welchen Argumenten diese ausgelegt werden. Um heraus zu finden wie die Arbeitgeber mit den Forderungen umgehen und Gegenargumente finden, habe ich mich für diese Seite entschieden. Die Vorgabe für die Arbeitgeberseite war eine Überschreitung der 7 Millionen Euro Grenze für Lohnerhöhung zu vermeiden, da sonst die Position auf dem Weltmarkt geschwächt worden wäre. Weitere Vorgaben wie etwa zu Urlaubstagen oder Wochenarbeitsstunden wurden nicht gegeben. Die Summe der Gewinnsteigerung der Deutschen Metall und Elektro AG (M+E AG) betrug 4,01 Mrd. Euro. Es wurden die Zahl der Leiharbeiter erhöht, eine Wachstumsrate von 10% für die M+E AG prognostiziert, für die Branche 7-8 %. Auf Grund dieser Eckdaten musste nun ein Angebot für die Gewerkschaft konstruiert werden. Anfangs fiel es uns relativ schwer erste Ansatzpunkte zu finden, um ein Angebot zu formen. Wir versuchten uns anfangs auf einen Prozentsatz für die Lohnerhöhung innerhalb der Gruppe zu einigen und entschieden uns für eine Erhöhung von 1,5 %. Da wir uns in die Rolle der Gewerkschaft versetzt haben, konnten wir uns denken, dass die 1,5% Lohnsteigerung nicht positiv aufgenommen wird. Deshalb haben wir uns für eine lange Laufzeit entschieden, damit der Gewerkschaft signalisieren, dass wir dieses Angebot langfristig halten wollen und nicht nach wenigen Monaten die Löhne wieder kürzen.
Die 38-Stunden-Woche sollte auch beibehalten werden, damit die Gewerkschaft nicht mit dem Argument um die Ecke kommt „Mehr Stunden und mehr Lohn, da bleibt doch alles beim Alten!“. Die Rollenverteilung in unser Gruppe war recht offen, da wir niemanden eine Rolle aufzwängen wollten, so dass jeder agieren könnte, wie er wollte und so die Dynamik erhalten bliebt, es sollte ja auch kein Schauspielkurs werden. Mit dem Angebot „gewappnet“ sind wir in die Verhandlungen mit der Gewerkschaft gegangen, nicht aber ohne der Presse ein Statement zu geben. Wir mussten jedoch feststellen, dass nur die halbe Wahrheit in der Presse veröffentlicht wurde, was aber wohl der Realität sehr nah kommt. Nachdem wir unser Angebot der Gewerkschaft offenbart hatten, wurde dies mit einem Lächeln aufgenommen und ihrerseits ihre Forderung an uns gestellt. Es wurde eine Lohnerhöhung von 10% verlangt. Wir waren zwar darauf vorbereitet, dass die Forderung der Lohnerhöhung höher sein würde als unsere, aber mit einer solchen Forderung hatten wir nicht gerechnet. Die Gewerkschaft stütze sich dabei auf Analysen und Prognosen. Trotzdem waren wir uns in der Gruppe der Arbeitgeber schnell einig, dass 10% eine absolut unrealistische Forderung ist und dass nicht nur auf das Planspiel bezogen. Es wurde von der Gewerkschaft damit argumentiert, dass es Lohnzurückhaltung gab und dass die Prognosen auf 10% Wachstum stehen. Das erste Gegenargument war, dass es sich hierbei nur um Analysen handelt und dass falls sich diese Wachstumsrate einstellen sollte, auch Rücklagen gebildet werden müssten und nicht alles für Lohnkosten ausgegeben werden kann. Leider wurde dieses Argument lediglich akustisch aufgenommen, dann wurde der Fokus der Verhandlung auf die Leiharbeit gelenkt. Während den Diskussionen kam es meiner Meinung nach doch häufiger vor, dass der „rote Faden“ verloren ging. Das lag zum einen daran, dass die Gegenseite die Thematik einfach umging, andererseits wurde innerhalb der Gruppe anderes reagiert als von uns geplant war. Die Pressekonferenzen nach den Verhandlungen waren gut, um wieder einen Überblick über die Standpunkte und die aktuelle Lage zu erhalten und um wieder, den zuvor erwähnten, „roten Faden“ aufzunehmen.
Nachdem in der ersten Phase kein Übereinstimmen erzielt werden konnte, da Angebot und Forderung zu weit auseinander lagen, mussten ein neues Angebot entwickelt werden. Wir haben versucht mit unserem Angebot relativ realitätsnah zu bleiben, da Lohnerhöhungen von 8 – 10 % doch recht selten bei den Tarifverhandlungen erzielt werden. Um der Gewerkschaft entgegenzukommen haben wir unser Angebot auf 2,5% Lohnerhöhung, 2 Tage mehr Urlaub und eine Einmalzahlung in Höhe von 300,- Euro angepasst und Reduzierung der Leiharbeiterstellen. Die Urlaubstage wurden jedoch kaum beachtet, genauso wenig wie die Einmalzahlung. Über die Reduzierung der Leiharbeiterstellen waren sich beide Seiten schon vorher einig geworden, was aber für die Handlungen eher eine untergeordnete Rolle spielte. So war dann wieder der Prozentsatz der Lohnerhöhung das Hauptthema der Verhandlung. Nach Meinung der Gewerkschaft sollte die Erhöhung nun bei 8% liegen. Es wurde aber, um den Anteil der Lohnerhöhung von 2,5% am Gewinn zu visualisieren, ein Diagramm von der Gewerkschaft gezeigt. Da wir die Zahlen nicht alle im Vorfeld durchgerechnet hatten, fehlten uns die passenden Gegenargumente, was unserer Position nicht sehr förderlich war. So etwas sollte bei einer echten Tarifverhandlung definitiv vermieden werden, da sonst alle zuvor genannten Argumente unglaubwürdig werden. Dies war auch bei uns der Fall und wir mussten uns das Vertrauen in unsere Argumente und Angebote wieder erarbeiten. Es wurde auch ein Rechenbeispiel von der Gewerkschaft gemacht, welches zeigen sollte wie nah wir mit unserem Gesamtangebot an den Forderungen der Gewerkschaft waren, die lediglich auf eine Lohnerhöhung bestand. Dieses Beispiel kam uns jedoch entgegen, da es zeigte, dass wir trotz unserer 2,5 % im Ganzen, bei knapp 6% umgerechnet auf die Lohnerhöhung lagen. So hatten wir wieder ein Argument für unser Angebot.
Die Schlichter kamen nun ins Spiel und versuchten zu vermitteln, was jedoch recht schwierig war, da sich beide Seiten im Recht sahen und es so kaum Spielräume für große Verhandlungen gab. Die Schlichter vergaben das Wort um alle Argumente und Gegenargumente Gehör zu verschaffen, dies brachte wieder mehr Struktur in die Verhandlung. Zwar war eine stärke Struktur zu spüren, jedoch nahm die Verhandlung basarartige Züge an und alles drehte sich nur noch darum, falls die Löhne hoch gehen, dann geht die Vertragslaufzeit runter und umgekehrt. So konnte kein Konsens gefunden werden und die Gewerkschaft sah nur noch eine Möglichkeit ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen und ging in den Streik.
An diesem Punkt war das Planspiel nach insgesamt 6 Stunden zu Ende. Es hätte mich dennoch interessiert wie beide Seiten mit einem Streik umgegangen wären. Das Planspiel auf ein oder zwei Tage als Projekt zu legen würde wahrscheinlich ein einheitlicheres Bild von der ganzen Thematik geben, aber auch schwieriger umzusetzen sein.
Abschließend ist zu sagen, dass dieses Planspiel einen guten Einblick in die Verhandlungen bei Tarifverträgen gegeben hat, da man sonst kaum zu dem Privileg kommt, an einer solchen Verhandlung teilzunehmen. Aus den Medien sind meist nur die Zwischenergebnisse zu vernehmen oder das Endergebnis, was während der Verhandlung geschieht oder was im Hintergrund wird jedoch kaum berichtet.
In den Verhandlungen musste strategisches Geschick bewiesen werden und viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, was aber bei jeder Art von Verhandlung der Fall ist. Die Verhandlung zwischen zwei Gruppen ist aber doch etwas anderes als zwischen zwei Einzelpersonen. Es muss sich oft spontan auf die Argumente der Gegenseite eingestellt werden, aber auch auf die der eigenen Gruppe, was für mich die schwierigste Aufgabe war. Bei dieser Art von Verhandlungen sollte es immer eine geschlossene Meinung geben, um die Glaubwürdigkeit der Argumente zu bewahren. Denn letztlich geht es, wie bei allen anderen Verhandlungen, darum wer seine Angebote und Forderungen am besten verkaufen kann und die Gegenseite überzeugt. Am Beispiel HochTief und ACS lässt sich erkennen, dass in der Realität auch der richtige Zeitpunkt eine wichtige Rolle spielt, um seine Forderungen durchzusetzen und dies gilt nicht nur für Herrn Wiesehügel und seine Gewerkschaft.

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