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Die Rolle Des Taschenbuchs Auf Dem Deutschen Buchmarkt

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Submitted By joergsesselmann
Words 3352
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Die Rolle des Taschenbuchs auf dem deutschen Buchmarkt
Geschichte, Funktion, Marktbedeutung
Hausarbeit im Fach „Wissenschaftliches Arbeiten“ bei Herr Prof. Ulrich Huse Hochschulde der Medien, Stuttgart

Vorgelegt von: Jörg Sesselmann js091@hdm-stuttgart.de Matr.Nr. 17330 Langestraße 43/1 73614 Schorndorf 07181/605538 19.06.2006

Inhalt

Seite

1. Einleitung............................................................................................................... 3 2. Definition................................................................................................................ 3 3. Geschichte 3.1 Vorgeschichte des Taschenbuchs auf aus- und inländischen Märkten............. 4 3.2 Der Durchbruch des Taschenbuchs in Deutschland......................................... 5 3.3 Qualität und Bedeutung des Taschenbuchs für die „Buchkultur“................... 6 4. Funktion 4.1 Weiterverwertung des Verlagsrechts............................................................... 7 4.2 Erschließung weiterer Käuferschichten............................................................ 7 4.3 Sortimentserhalt............................................................................................... 8 4.4 Das Taschenbuch als Reiselektüre.................................................................... 8 5. Marktbedeutung 5.1 Der Umsatz von Taschenbuch und Hardcover.................................................. 8 5.2 Der Umsatz bestimmter Sachgruppen im Taschenbuch.................................. 9 5.3 Die Bedeutung des Taschenbuchs im Bereich der Erstauflagen.................... 10 5.4 Anteil des Taschenbuchs an der gesamten Titelproduktion.......................... 10 5.5 Besondere Vertriebsformen des Taschenbuchs............................................. 11 6. Schlussworte......................................................................................................... 11 7. Quellenverzeichniss.............................................................................................. 11

Einleitung

Definition

Geschichte

Funktion

Marktbedeutung

Schlusswort

Quellen

1. Einleitung
Welche Rolle nimmt das Taschenbuch heute auf dem deutschen Buchmarkt ein und wie war die Situation in früherer Zeit? Diese Frage wird in dieser Hausarbeit in mehreren Schritten behandelt. Zunächst soll eine Definition das Taschenbuch vom Hardcover abgrenzen. Im dritten Kapitel möchte ich auf die Entwicklung des Taschenbuchs auf dem deutschen und internationalen Buchmarkt eingehen. Kapitel vier geht auf die Funktion des Taschenbuchs auf dem deutschen Buchmarkt ein. Abschließend zeigen aktuelle Marktforschungsanalysedaten, welchen Platz das Taschenbuch wirtschaftlich gesehen einnimmt und welche Bedeutung es auf dem Markt hat.

2. Definition
Die Gattung des Taschenbuchs besitzt gegenüber anderen Büchern einige besondere Merkmale:1 Taschenbücher haben kompakte Abmessungen; ein typisches Format ist 11 x 18 cm. Das macht Sie portabel. Der Buchblock wird beim Taschenbuch geleimt und per Klebebindung (LumbeckVerfahren2) an einen Pappeinband gebunden. Einen weiteren Schutzumschlag gibt es nicht. Diese puristische Ausstattung macht die Produktion des Taschenbuchs billig, ein enger Satzspiegel in Verbindung mit einem kleinen Schriftgrad reduziert die Seitenzahl und damit den Preis für Druck und Papier weiter. Das Taschenbuch „ist für eine große Leserschaft bestimmt“ (Wikipedia, „Taschenbuch“) und wird deshalb in hoher Auflage produziert. Typisch für das Taschenbuch sind außerdem „Seriencharakter“ (Taschenbuchlexikon: 11) und „regelmäßige Erscheinungsweise“ (ebd.).

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Die Zusammenstellung der typischen Merkmale des Taschenbuchs stützt sich auf Wikipedia „Taschenbuch“ und Taschenbuchlexikon: 11. Wikipedia, „Taschenbuch“ erklärt den Begriff Lumbecken folgendermaßen: „Nach Emil Lumbeck benanntes Klebebindeverfahren, das die Produktion noch einmal verbilligte. Hierbei wird der Druckbogen nicht mehr einzeln geheftet und dann mit dem Einband geklebt, sondern die Bögen werden ungeheftet zusammengeführt, der Buchblock im Rücken grob angeschliffen und dann im ganzen in den Einband eingeklebt.“

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Einleitung

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Geschichte

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Quellen

3. Geschichte 3.1 Vorgeschichte des Taschenbuchs auf aus- und inländischen Märkten
Die Geschichte3 des heutigen Taschenbuchs reicht zurück bis ins erste Jahrhundert nach Christus, wobei sich die Ähnlichkeiten zunächst nur auf das Format beschränken. Schon damals gab es bestimmte Bücher, z.B. Stundenbücher und Breviere4, die handlich sein mussten und „in die Tasche passen“ (Taschenbuchlexikon: 9) mussten. Nach Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern wurde auch im 16. bis 18. Jahrhundert weiterhin dieses Format bevorzugt. Man unterschied damals zwischen Oktav, Klein-, und Großoktav, wobei Kleinoktav die Maße 11,5 x 18,5 cm besaß, Oktav eine Höhe bis 22,5 cm aufweisen durfte und Großoktav bis 25 cm reichte. Die Maße bewegen sich in Bereichen, die auch heutzutage für Taschenbücher üblich sind, allen voran das Kleinoktav. Auch die ersten Taschenallmanache zu Anfang des 19. Jahrhundert erschienen im Kleinoktav-Format. Diese Bücher waren alle noch mit einem festen Einband versehen und erschienen nicht in Massenauflage oder mit Seriencharakter. In hoher Auflage produzierte erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts der Meyer Verlag mit seiner „Meyerschen Groschenbibliothek deutscher Klassiker“. Durch die Erfindung der Schnellpresse5 durch Friedrich Koenig im Jahre 1802 wurde es möglich, günstig große Auflagen zu drucken. Meyer legte so Texte neu auf und brachte sie zu niedrigen Preisen in Masse zum Verkauf. Ähnlich ging auch Anton-Philipp Reclam 1867 vor, als er „Reclams Universal Bibliothek“ schuf. Er publizierte seine Bücher dazu mit Broschur und nicht wie Meyer noch im festen Einband. Sowohl der Meyer als auch der Reclam-Verlag beschränkten sich aber hauptsächlich darauf, Werke zu veröffentlichen, deren Urheberrechte schon erloschen waren (vgl. Wikipedia, „Reclam-Verlag“). Zur heutigen Definition des Taschenbuchs fehlt hierbei allerdings die Idee der Lizenzausgabe. Reclam und Meyer mussten keine Lizenzen erwerben, ganz im Gegensatz zu Christian-Bernhard Tauchnitz. Der Leipziger Verleger und Buchhändler rief Mitte des 19. Jahrhunderts die „Collection of British and American Authors“, auch „Tauchnitz-Edition“ genannt, ins Leben, die aus

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Meine Darstellung der Geschichte des Taschenbuchs stützt sich auf Taschenbuchlexikon: 9-20 und Taschenbuchmarkt: 68-71. „Das Stundenbuch […] ist ein dem Aufbau nach dem Brevier der Römisch-Katholischen Kirche sehr ähnliches Gebet- und Andachtsbuch“ (vgl. Wikipedia, „Stundenbuch“) „Als Schnellpresse bezeichnet man im Gegensatz zur Handpresse einen Apparat, der alle Manipulationen des typographischen oder lithographischen Druckes, mit Ausnahme des Einlegens der Druckbogen, selbsttätig ausführt und zwar in einem bis hundertfach beschleunigten Tempo.“ (vgl. Wikipedia, „Schnellpresse“)

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Quellen

„klassischer bis damals gängiger Unterhaltungsliteratur“ und somit aus lizensierten Originaltiteln in Originalsprache bestand, die hauptsächlich an Bahnhöfen an englischsprachige Touristen verkauft wurden, die sich im Urlaub langweilten. Sein Idee, eine Buchform zu verkaufen, „die weder den Koffer noch den Geldbeutel belastete“ (Taschenbuchlexikon: 13), ging auf und bis 1904 erschienen über 4000 Bände. Deutsche Literatur erschien währenddessen u. A. im Insel-Verlag, Fischers Romanbibliothek oder bei Ullstein. Hier wurden teils Auflagen in Millionenhöhe erreicht und durch einheitliche Gestaltung (die Taschenbücher von Ullstein waren beispielsweise gelb) Wert auf den Seriencharakter gelegt. 1935 griff Sir Allen Lane in London die Idee von Tauchnitz auf und rief die erste Taschenbuchserie mit „Anspruch auf weltweite Massenverbreitung“ (Taschenbuchlexikon: 14) ins Leben, die Penguine Books. Sie wurden mit „Literatur aller Produktionsbereiche“ (ebd.) ein großer Erfolg. Kurz später folgten Amerikanische Taschenbuchverlage Lane’s Beispiel, darunter Pocket Books (1939), Avon Books (1941), Popular Library (1942), Dell Books (1943) und Bantam (1945).

3.2 Der Durchbruch des Taschenbuchs in Deutschland
In Deutschland kam der entscheidende Schub allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg: Nachdem viele Bibliotheken zerstört und während der Nazi-Zeit etliche Autoren verboten worden waren, herrschte ein Mangel an Büchern. Diesem Verlangen der Bevölkerung nach Lesestoff kam 1946 Hans-Maria Ledig-Rowohlt nach. Wegen Mangel an gutem Papier druckte er zunächst Romane auf Zeitungspapier im Rotationsverfahren, die mit 50.000er Auflagen großen Anklang fanden – die „Rowohlts Rotations Romane“, kurz „rororo“, waren geboren, und mit ihnen der Name der späteren Taschenbuchserien und bis heute gebräuchliche Name der Taschenbuchsparte von Rowohlt. Als sich die wirtschaftliche Situation langsam besserte und auch Papier wieder verfügbar wurde, stieg Rowohlt auf die Produktion von Taschenbüchern um. Zum Preis von 1,50 Mark erschien im Format von 11 x 18 cm mit Klebebindung ein Programm mit den verschiedensten Titeln – das erste deutsche Taschenbuch erschien so am 17. Juni 1950 (vgl. Taschenbuchmarkt: 68). Mittels Anzeigen in der Heftmitte konnte der Preis weiter niedrig gehalten werden (vgl. Wikipedia, „Taschenbuch“). Weitere deutsche Verlage (Scherz, Fischer, Ullstein, List, Herder, Heyne) folgten von 1953 bis 1960 dem Beispiel Rowohlts. Besonders der S. Fischer Verlag errang mit seinen Taschenbüchern eine starke Marktposition, da er besonders auf literarisch anspruchsvolle Werke Wert legte. Des

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Quellen

Weiteren gründeten zwölf führende Deutsche Verlage6 1961 den DTV (Deutscher Taschenbuchverlag), um darin selbst die Lizenzrechte ihrer Bücher in Form von Taschenbüchern zu verwerteten. Dadurch setzte in den 70er Jahren ein Taschenbuchboom ein. Auch andere Verlage verbreiterten und differenzierten ihr Angebot an Titeln. In den 90er Jahren ebbte der Boom dann ab. Die Auflagen wurden niedriger, hohe Lizenzgebühren, wachsende Konkurrenz und hoher Werbeaufwand machten das Taschenbuchgeschäft schwieriger. Auch in der Struktur der Taschenbücher gab es Änderungen: So gibt es zunehmen Neuerscheinungen in Taschenbuchform und die Preise werden höher. Doch dazu mehr in den folgenden Kapiteln.

3.3 Qualität und Bedeutung des Taschenbuchs für die „Buchkultur“
Während der großen Zeitspanne, die die Entwicklung des Taschenbuchs in Anspruch nahm, gab es eine ständige Diskussion um dessen Qualität und Bedeutung für die Buchkultur und Gesellschaft. Bereits im 16. Jahrhundert hießen Kulturkritiker die Massenproduktion von Büchern, die durch die Entwicklung des Buchdrucks möglich wurde, für schlecht und befürchteten den „Niedergang der Buchkultur durch Massenproduktion“ (Taschenbuchlexikon: 10). Speziell das Taschenbuch geriet so in Kritik, da dort die Massenauflage charakteristisch war. Die Entwicklung des Taschenbuchmarktes in Deutschland seit Rowohlt beweist allerdings das Gegenteil. Schon S. Fischer machte sich, wie oben erwähnt, für literarisch anspruchsvolle Texte in Taschenbuchform stark und befreite es von dem Voruteil, „kein ernstzunehmender geistiger Faktor innerhalb der Buchhandelslandschaft“ (Taschenbuchlexikon: 17) zu sein. Auch der Qualitätsanspruch des DTV trug zur „Qualifizierung des Taschenbuchmarktes“ (ebd.) bei, der auch heute zum Großteil nicht aus Rammschware besteht. Vielmehr ermöglichte das Taschenbuch durch seinen günstigen Preis eine „Demokratisierung der Literatur“ (ebd.), Bücher wurden so für alle Bevölkerungsschichten erschwinglich.

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„unter Anderem der Artemis Verlag München, C.H. Beck/Biederstein München, Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart, Hanser Verlag München, Hoffmann und Campe Hamburg, Kiepenheuer & Witsch Köln, Kösel Verlag München und der Walter Verlag Freiburg im Breisgau.“ (vgl. Taschenbuchmarkt: 69)

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4. Funktion 4.1 Weiterverwertung des Verlagsrechts
Seit Anbeginn des Taschenbuchzeitalters in Deutschland im Jahre 1950 gilt die deutsche Lizenzausgabe als traditionelle Form des Taschenbuchs (vgl. Taschenbuchlexikon: 134). Damals hatte Hans-Maria Ledig-Rowohlt günstige Lizenzausgaben bereits erschienener Literatur verschiedener Sparten als günstiges Taschenbuch auf den Markt gebracht (siehe „Geschichte“). Man spricht auch von der „Endverwertung eines Verlagsrechts“ (Taschenbuchlexikon: 11). Nachdem ein Titel im Hardcover erschienen ist, wird er später als Taschenbuch eigenständig oder in einer Serie neu aufgelegt. Dabei verkauft der Verlag die Nebenrechte zur Produktion eines Taschenbuchs meistens an einen anderen Verlag oder führt die Verwertung im eigenen Hause durch (vgl. Taschenbuchlexikon: 134-135). Heutzutage ist die Rolle des Taschenbuchs nicht mehr so eindeutig. Laut Buchhandel in Zahlen 1973: 19 erschienen im Jahre 1962 nur 17,4 % aller belletristischen Titel als Taschenbuch. 1971 sind es bereits 24,7 % - fast der selbe Anteil wie 2004. Im Bereich der Belletristik erschienen 2004 beispielsweise 23,4 % aller Neuerscheinungen als Taschenbuch (vgl. Buchhandel in Zahlen 2005: 69). Außerdem ist anzunehmen, dass der Anteil an Lizenzausgaben bei großen Verlagen heutzutage nur noch 30 % ausmacht (vgl. Taschenbuchlexikon: 135). Dies hängt aber auch damit zusammen, dass große Verlage ihre Lizenzen heutzutage selbst verwerten.

4.2 Erschließung weiterer Käuferschichten
Taschenbücher sind günstiger in der Herstellung als Hardcover-Bücher und sprechen deswegen auch Käufer mit geringerem Kaufpotential an. Gemäß der Markt- und Werbeträgeranalyse des Allensbacher Instituts 19877 sind Bevölkerungsgruppen mit geringerem Kaufpotential eher bereit Geld für Taschenbücher auszugeben als für Hardcovers (vgl. Taschenbuchlexikon: 111). Dies belegt auch eine Befragung des Allensbacher Instituts, die die Akzeptanz des Taschenbuchs 1963 und 1984 vergleicht. So stieg der Prozentsatz derer, die schon einmal ein Taschenbuch gekauft haben unter den leitenden Angestellten nur um 141 % (von 62 % auf 88 %), bei den Hilfsarbeitern dagegen um 305 % (von 20 % auf 61 %) (vgl. Taschenbuchlexikon: 108). Gerade diese gering verdienende Gruppe hat das Taschenbuch im Laufe der Jahre zum Lesen geführt.

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Leider war das Original in keiner Bibliothek im Umkreis zu finden

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Quellen

4.3 Sortimentserhalt
Durch die Tatsache, dass insbesondere viele Erfolgstitel nicht mehr als Hardcover verfügbar, dafür aber als Taschenbuch noch lieferbar sind, „erhalten [die Taschenbücher, J.S.] zugleich die Vielfalt der Literatur“ (Taschenbuchlexikon: 35). In der Regel ist also die Backlist der Taschenbuchausgaben größer, als die der Hardcover-Ausgaben (vgl. Taschenbuchlexikon: 12).

4.4 Das Taschenbuch als Reiselektüre
Eine klassische Rolle des Taschenbuchs ist die Reiselektüre. Schon die „Tauchnitz-Edition“ (siehe „Geschichte“) zielte Mitte des 19.Jahrhunderts speziell auf reisende Touristen ab. Weiterer Beleg ist der Erfolg des Taschenbuchs im Bahnhofsbuchhandel (vgl. Taschenbuchlexikon: 37f). Die kompakten Maße, der günstige Preis, der zur Mitnahme anregt und günstigen Lesestoff bietet sind jedoch der offensichtlichste Grund für den Erfolg.

5. Marktbedeutung 5.1 Der Umsatz von Taschenbuch und Hardcover
Gemäß Buchhandel in Zahlen 20058 wurden 25,1 % des Gesamtumsatzes der Buchbranche im Sortimentbuchhandel, Warenhäusern und per E-Commerce durch Taschenbücher erwirtschaftet. Dies erscheint im Vergleich zu 71,7 %, die die Hardcover-Sparte erwirtschaftet, wenig, was sich allerdings relativiert, sobald man die Beobachtung auf die Sachgruppen beschränkt, die am Markt den größten Teil des Umsatzes ausmachen und die Großzahl an wissenschaftlichen und fachspezifischen Büchern ausblendet. In den Sachgruppen Belletristik (2004 31,1 % des Gesamtumsatzes Taschenbuch & Hardcover & Hörbuch) und Sachbuch und Ratgeber (2004: 17,3 % des Gesamtumsatzes Taschenbuch & Hardcover und Hörbuch), wird die Bedeutung des Taschenbuchs deutlich: Während im Bereich Sachbuch und Ratgeber das Hardcover mit 84,7 % dominiert, sind im Bereich der Bellestrik 52,8 % des Umsatzes dem Taschenbuch zu verdanken. Der „Kölner Betriebsvergleich 2003“ (vgl. Buchhandel in Zahlen 2005: 48) festigt dieses Bild: In

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Die Erhebungen in dieser Publikation stammen zum Großteil von „media control GFK international“. Kapitel 5.1 und 5.2 stützten sich auf Buchhandel in Zahlen 2005: 20-23, insbesondere Tabelle 9-11.

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einer Übersicht der Anteile verschiedener Sachgruppen am Gesamtumsatz erreicht das Belletristische Hardcover 10 % und das Belletristische Taschenbuch 13 %. Doch nicht nur die Umsatzzahlen weisen die Bedeutung des Taschenbuchs aus. Auch in der Beliebtheit hat das Taschenbuch die Nase vorn. Laut AWA 2004: 52 antworteten auf die Frage, welche Art von Büchern Sie am häufigsten kauften 29,1 % der Befragten „kaufe hauptsächlich Taschenbücher“ und nur 12,3 % „kaufe hauptsächlich gebundene Bücher“.

5.2 Der Umsatz bestimmter Sachgruppen im Taschenbuch
Welche Sachgruppen erwirtschaften als Taschenbuch den meisten Umsatz? Analog zur obigen Betrachtung steht an erster Stelle natürlich die Belletristik mit 65,4 % des Gesamtumsatzes. Davon sind wiederum 57,1 % Romanen, 25,8 % Krimis und 7,7 % Science-Fiction- und FantasyTiteln zuzurechnen. Direkt nach der Belletristik machen mit nur 9,6 % Sachbücher und Ratgeber den Taschenbuchumsatz aus, außerdem zu 9% Bücher aus der Sparte Geisteswissenschaft, Kunst und Musik und zu 7,4 % Kinder und Jugendbücher. Zu den Sachgruppen, die im Taschenbuchformat geringe Bedeutung haben, gehören Schulbücher mit 0,8 % des Gesamtumsatzes mit Taschenbüchern. Betrachtet man nur belletristische Bücher, so finden sich Geschenkbücher mit 0,4 %, und Märchen mit 0,3 % auf den hintersten Rängen der Umsatzstatistik des Taschenbuchs. Publikumssparten wie Belletristik sind erfolgreich als Taschenbuch, weil solche Titel die breite Masse ansprechen und als Unterhaltungslektüre von vielen Menschen gekauft werden und oft auch nur einmal gelesen werden. Das Buch muss keinen Schmuckcharakter haben aber praktisch sein. Für Schulbücher ist das Taschenbuchformat ungeeignet, da hier ein größeres Format benötigt wird und die Bücher haltbar sein müssen. Ebenso ungeeignet ist das Format für Geschenkbücher, da hier eine hochwertigere Ausstattung bevorzugt wird.

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5.3 Die Bedeutung des Taschenbuchs im Bereich der Erstauflagen
Im Jahre 2004 sind 74.0749 Bücher erschienen, davon waren 5.070 Taschenbücher, also nur 6,8 %.10 Ein geringer Anteil, der sich wiederum relativiert, wenn man die relevanten Sachgruppen betrachtet. Wie schon oben belegt, sind Literatur und Belletristik die im Taschenbuch umsatzstärksten Sachgruppen. Analog verhält es sich mit den Neuerscheinungen: 3026 und damit 63,2 % davon waren der „Literatur“ zuzuordnen, mit 48,9 % und 2481 Titeln entfällt davon der Löwenanteil auf „Belletristik“. Betrachtet man hier wiederum den Anteil der Neuerscheinungen im Vergleich zum Hardcover, so kommt man auf 23,4 % oder 2.481 von 19.580 Titeln. Erschienen im Belletristischen Taschenbuch früher hauptsächlich Lizenzausgaben, so gewinnt das Format seit den siebziger Jahren auch für Erstveröffentlichungen an Bedeutung. Laut Buchhandel in Zahlen 1973: 19 erschienen im Jahre 1962 nur 17,4 % aller belletristischen Titel als Taschenbuch. 1971 sind es bereits 24,7 %. Bis ins Jahr 2004 beträgt der Anteil 23,4 %, also fast unverändert. Sogut wie keine Bedeutung hat das Taschenbuchformat bei Neuerscheinungen im wissenschaftlichen Bereich, da es sich hierbei vornehmlich um viele verschiedene fachspezifische Arbeiten mit geringer Auflage handelt.

5.4 Anteil des Taschenbuchs an der gesamten Titelproduktion
Der Anteil der Taschenbücher hat mit der Zeit noch viel gravierender zugenommen als der bloße Anteil an Neuerscheinungen. 1961 Betrug der Anteil 4,6 %, Anfang der 70er Jahre (TaschenbuchBoom) stieg er bereits auf 8,4 bis 13 % und von 1987 bis 1995 bewegte er sich konstant 16,5-17,4 % (vgl. Taschenbuchmarkt: 69, 190).

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Da Titel, die zwei Sachgruppen zuordenbar sind doppelt gezählt werden, ist die reale Anzahl an erschienenen Titeln geringer. Da die Zahlen hier allerdings nur zum Vergleich dienen, spielt dies hier keine Rolle. Die Daten des Kapitels 5.3 stützen sich, sofern nicht anders Angegeben, auf Buchhandel in Zahlen 2005: 65-69

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5.5 Besondere Vertriebsformen des Taschenbuchs
Während das Hardcover traditionell in der Buchhandlung zuhause ist, wurden mit dem Taschenbuch auch andere Absatzwege erschlossen, die für das Hardcover untypisch sind. So wurde schon die Tauchnitz-Edition Mitte des 19. Jhdts hauptsächlich an Bahnhöfen verkauft, um sich direkt an englische und amerikanische Touristen zu wenden, die in Deutschland auf Reisen waren (siehe „Geschichte“). In den 60er Jahren des 20. Jhdts wurden 15-17 % der Taschenbücher über den Bahnhofsbuchhandel abgesetzt (vgl. Taschenbuchlexikon: 38). Das Konzept geht auf, da das Taschenbuch mit seiner Serienzuordnung, Preisauszeichnung und dem kompakten Format der dortigen Käuferstruktur angepasst hat (ebd.): Auf dem Bahnhof hat niemand viel Zeit, das passende Buch soll schnell gefunden werden und kompakt in der Tasche verschwinden. Ein weiterer Vertriebszweig des Taschenbuchs ist der Warenhausbuchhandel11, sprich Buchabteilungen in Kaufhäusern und Supermärkten. Seinen „Anteil am Gesamtbuchumsatz dieser Branche“ (Taschenbuchlexikon: 219) hat er kontinuierlich steigern können. Auch hier passt das Taschenbuch zur Verkaufspraxis: Preisaufdruck, übersichtliche Ordnung und ein „vielfältige[s] Spektrum populärer Literatur“ (ebd.). Der Warenhausbuchhandel ist heute ein großer Umsatzfaktor. Viele Verlage unterhalten einen eigenen Außendienst für diese Sparte, deren Anteil an ihrem Gesamtumsatz 5-30 % betragen kann. Es gibt sogar Verlage, die nur für den Warenhausbuchhandel verlegen.

6. Schlussworte
Sein günstiger Preis macht es für beinahe jeden erschwinglich, durch das kompakte Format eignet es sich ideal als Reiselektüre. Das Lizenzgeschäft ist ein wichtiger Pfeiler der Verlage, doch selbst für Neuerscheinungen ist das Taschenbuchformat seit Jahren attraktiv. Aufgrund dieser Tugenden hat das Taschenbuch (nicht nur) in Deutschland im Laufe der Zeit bedeutende Marktanteile erobert und ist so zu einem festen Bestandteil der deutschen Buchkultur geworden. Nicht zuletzt ist es auch sein Verdienst, dass die „Demokratisierung der Literatur“ (Taschenbuchlexikon: 17) statt gefunden hat und sich heutzutage nahezu Jeder Bücher leisten kann. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Position des Taschenbuchs und des Buches allgemein in den nächsten Jahren verändern wird. Doch glaubt man aktuellen Marktforschungsanalysen, so sinkt das Interesse am Lesen nicht und dem Taschenbuch stehen weiterhin gute Zeiten bevor.12

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Die Informationen über den Warenhausbuchhandel stützen sich auf das Taschenbuchlexikon: 219-220 Laut Buchhandel in Zahlen 2003: 8 ist Bücherlesen auf Platz 8 von über 30 der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen.

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Quellen

7. Quellenverzeichnis
AWA 2004: Institut für Demoskopie Allensbach - Gesellschaft zum Studium der öffentlichen Meinung mbH (Hrsg.) (2004): Allensbacher Marktanalyse Werbeträgeranalyse 2004 - Codebuch. Allensbach am Bodensee: Institut für Demoskopie Allensbach. Buchhandel in Zahlen 1973: Börsenverein des Deutschen Buchhandels (Hrsg.) (1973): Buch und Buchhandel in Zahlen 1973. Zusammenstellung: Dr. Horst Machill. Frankfurt am Main: Buchhändler-Vereinigung GmbH. Buchhandel in Zahlen 2003: Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. Abteilung für Kommunikation, PR und Marketing (Hrsg.) (2003): Buch und Buchhandel in Zahlen 2003. Text: Boris Langendorf. Frankfurt am Main: MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH. Buchhandel in Zahlen 2005: Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. Abteilung für Kommunikation, PR und Marketing (Hrsg.) (2005): Buch und Buchhandel in Zahlen 2005. Text: Boris Langendorf. Frankfurt am Main: MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH. Taschenbuchlexikon: Arbeitsgruppe Taschenbuchverlage (Hrsg.) (1998): Das Taschenbuchlexikon. Über 150 Stichwörter rund ums Taschenbuch. Redaktion: Ulrich Faure. Beinhaltet „Die Taschenbuch-Story“ von Heinz Friedrich. Franfurt am Main: Verlag der Buchhändler Vereinigung GmbH. Taschenbuchmarkt: Ziermann, Klaus (2000): Der deutsche Buch- und Taschenbuchmarkt 1945-1995. Berlin: Wissenschaftsverlag Volker Spiess. Wikipedia, „Reclam-Verlag“: Wikipedia: “Reclam-Verlag”. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Reclam-Verlag [Stand: 12.06.2006] Wikipedia, „Schnellpresse“: Wikipedia: „Schnellpresse”. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Schnellpresse [Stand: 12.06.2006] Wikipedia, „Stundenbuch“: Wikipedia: “Stundenbuch”. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Stundenbuch [Stand: 12.06.2006] Wikipedia, „Taschenbuch“: Wikipedia: „Taschenbuch“. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Taschenbuch [Stand: 12.06.2006]

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