Diese Stadt war wirklich schöner, als ich es mir ausgemalt hatte. Die perfekte Wahl für einen Neuanfang. Ich atmete tief durch, während ich das Hotel verließ, um meinen leeren Kleiderschrank aufzurüsten. Nichts sollte mehr an all die Probleme erinnern, die hinter mir lagen. Drei Stunden und ca. 10 Läden später bestätigte sich mein Gefühl. Die Sachen, die ich mir gekauft hatte, waren ganz anders, als die, die ich sonst trug, passten aber dennoch zu mir und zu der Idee des Neuanfangs. Ein neues Kapitel meines Lebens hatte begonnen. Nachdem ich mir im Stadtpark ein Eis gegönnt hatte, ging mein Shopping-Trip weiter, und ich genoss es, endlich mal wieder an Läden vorbeizuschlendern, die mir nichts sagten, und Dinge anzuprobieren, die ich mir nicht leisten konnte. Ich verbrachte eine Ewigkeit in einem Schuhgeschäft, und als ich endlich, mit 3 Tüten mehr in der Hand, den Laden verließ, war ich glücklicher, als die ganzen letzten Jahre zuvor.

Mein fast schon manischer Shopping-Trip hatte allerdings ein Nachteil: ich wusste nicht mehr genau, wie ich ins Hotel kam. An einer Kreuzung, die mir vage bekannt vorkam, wandte ich mich nach links. Die Straße war recht schlecht beleuchtet, aber ich hatte keine Angst im Dunkeln, weshalb ich munter loslief. Wahrscheinlich war ich deshalb so irritiert, als ich plötzlich das Gefühl bekam, verfolgt zu werden. Ja, da waren ganz deutlich Schritte hinter mir zu hören. Ich ging noch ein paar Meter und drehte mich dann so schnell ich konnte um, doch da war niemand. Ich lächelte leicht gezwungen. Bekam ich etwa Verfolgungswahn? Innerlich war ich noch unruhig, doch ich redete mir ein, dass dort niemand hinter mir ging, schließlich hatte ich mich schon umgedreht und überhaupt, wer sollte mich hier in einer Stadt, in der mich niemand kennen konnte, schon verfolgen. Und doch hörte ich da schon wieder Schritte. Quatsch, sei nicht so paranoid! Schimpfte ich mich selbst in Gedanken. Du hast dich eben so schnell und ohne Vorwarnung umgedreht, falls da jemand hinter dir gewesen WÄRE, hätte er sich gar nicht so schnell verstecken können, also reiß dich zusammen!

Doch trotz dieser Gedanken ging ich schneller. Als ich dachte zu hören, dass die Schritte hinter mir auch schneller wurden, stellten sich mir alle Haare auf. Das bildete ich mir nicht ein! Ich wagte nicht, mich nocheinmal umzudrehen, legte aber noch ein wenig an Tempo zu. Als ich dann plötzlich nichts mehr hörte, außer meinem klopfenden Herzen, blieb ich erleichtert stehen, sah mich jedoch immer noch nicht um. Falsche Entscheidung. Ich keuchte auf und ließ meine Taschen fallen, als ich auf einmal einen Körper an meinem Rücken und eine Klinge an meinem Hals spürte. „Na, Püppchen, gar keine Lust mehr zu laufen? Du wirst jetzt schön mitkommen, und mach ja keine Zicken, das Ding an deinem hübschen Hals ist nicht nur Deko!“ Ein fieses Lachen löste die raue Stimme ab. Der Mann hinter mir drängte mich in eine schmale, dunkle Gasse. Ich malte mir die schlimmsten Dinge aus, die passieren könnten und wurde immer panischer.. Mich wird hier nie jemand finden, dachte ich mir...